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Die sächsische Polizeibeschwerdestelle

Anlässlich des Berichts der sächsischen Polizeibeschwerdestelle 2019 haben wir unsere Meinung zu ihr mal aufgeschrieben:

Die Beschwerdestelle ist der Staatskanzlei (Landesregierung, Innenministerium) untergeordnet, wenn auch “weisungsfrei”. Wir halten jedoch weiterhin zivilgesellschaftlichen Beobachtung polizeilichen Handelns fest. Selbst die grundlegensten Rechte Betroffener von polizeilichen Maßnahmen werden (bewusst) nicht eingehalten, wie bspw das Zeigen der Dienstausweise auf Verlangen. Auch diskriminierendes Verhalten ist alltäglich.

Bericht: “Da die Beschwerdestelle keine Ermittlungszuständigkeit im strafrechtlichen Sinne besitzt, werden Beschwerden, welche den Verdacht von Straftaten beinhalten, zur Bearbeitung an die zuständige Polizeidienststelle oder StA abgegeben.” Daher sind die gemeldeten Fälle wohl nur so selten (teilweise) begründet oder nicht aufklärbar. #Korpsgeist
Und zum großen Kritikpunkt des Bündnisses #Polizeigesetzstoppen und #KeinPolizeigesetz am neuen #PVDG:
Unabhängigkeit sieht anders aus! Sachbearbeiterin ist Polizeihauptkommissarin, Leiter Ministerialrat, Referent Regierungsdirektor.
Außerdem kam es im Jahr 2017 zu folgendem Fall: Der Journalist Marco Bras dos Santos verlangte den Dienstausweis einer Polizistin bei einer Demonstration in Heidenau 2017 (wir erinnern uns an die rassistischen Angriffe auf Geflüchtete). Diese zeigte ihm diesen nicht erkennbar, was unrechtmäßig ist. Er erstattete Beschwerde bei der Beschwerdestelle und wurde danach deswegen selbst wegen angeblicher Verletzung des Kunsturhebergesetzes angezeigt. Hier fand also auch eine nicht mit dem Beschwerdesteller abgesprochene Weitergabe der persönlichen Daten statt.
https://www.lvz.de/Region/Mitteldeutschland/Nach-Beschwerde-ueber-saechsische-Polizisten-Beamte-erstatten-Anzeige (leider ist der Text mit sehr viel unangebrachten Verständnis für polizeiliches Fehlverhalten gespickt)
Dies läuft dem Sinn und Zweck der Beschwerdestelle total entgegen. Wir können daher auch nicht empfehlen, sich bei der Stelle zu melden.Wir halten eine Meldung bei der Beschwerdestelle nur ausnahmsweise für sinnvoll und ungefährlich, wenn dir selbst nichts vorgeworfen werden kann. Zum Beispiel wenn sie dich wegschickt, obwohl du Beistand einer kontrollierten Person bist oder wenn der Dienstausweis nicht auf Verlangen vorgezeigt wurde.

Grundsätzlich können sich Beamt*innen zwar jederzeit einen Vorwurf ausdenken, auch wenn er noch so absurd ist. Bei manchen Situationen ist dies jedoch einfacher möglich. Zum Beispiel ein Widerstandsvorwurf bei Gewalt durch die Polizei.

Die Polizei setzt sich einfach nicht mit ihren eigenen Fehlern auseinander und oder will sie beheben. Stattdessen schiebt sie lieber anderen (Beschwerdesteller oder auch Anzeigende von Polizeigewalt) die Verantwortung zu und will sie durch Kriminalisierung vor weiterer Kritik einschüchtern.Diese fehlende Fehlerkultur ist hoch gefährlich für Bürger*innenrechte und Demokratie.
Der ganze Bericht: https://www.sk.sachsen.de/download/jahresbericht-2019-beschwerdestelle-polizei.pdf
Medienbericht: https://www.mdr.de/sachsen/beschwerden-polizei-sachsen-buerger-innenministerium-100.html
neue gesetzliche Grundlage: https://www.revosax.sachsen.de/vorschrift/18193-Saechsisches-Polizeivollzugsdienstgesetz-#p98 (Inkrafttreten des neuen PVDG am 1.1.2020).
English:

Report of the Saxon Police Complaints Office 2019 (29.3.2020)

The Complaints Office is subordinate to the State Chancellery (state government, Ministry of the Interior), but “instruction-free”. However, we continue to hold civil society observation of police actions. Even the most basic rights of those affected by police measures are (deliberately) not respected, such as the showing of service cards on request. Discriminatory behavior is also commonplace. Report: “Since the complaints office has no investigative competence in the criminal law sense, complaints that contain suspicions of criminal offenses are handed over to the responsible police station or prosecutor’s office for processing.” Therefore probably only so rarely (partially) substantiated or not resolvable (?)

And to the big criticism of the alliance #Polizeigesetzstoppen and #KeinPolizeigesetz on the new #PVDG: Independence looks different! Clerk is police chief commissioner, head ministerial councilor, referent government director. In addition, in 2017, the following case occurred: The journalist Marco Bras dos Santos demanded the service card of a policewoman at a demonstration in Heidenau in 2017 (we remember the racist attacks on refugees). The latter did not show him this recognizably, which is unlawful. He filed a complaint with the complaints office and was subsequently himself reported for alleged violation of the Art Copyright Act. In this case, therefore, personal data was passed on without the consent of the complainant. https://www.lvz.de/Region/Mitteldeutschland/Nach-Beschwerde-ueber-saechsische-Polizisten-Beamte-erstatten-Anzeige (unfortunately, the text is peppered with a lot of misplaced understanding for police misconduct) This runs totally counter to the purpose of the complaint office. Therefore, we cannot recommend reporting to the office either.

We consider a report to the complaints office to be useful and harmless only in exceptional cases when you yourself cannot be accused of anything. For example, if they send you away even though you are an assistant to a person being checked, or if you do not show your service ID upon request.

In principle, officers can make up an accusation at any time, even if it is absurd. In some situations, however, this is easier to do. For example, an accusation of resistance in the case of violence by the police.

The police simply do not deal with their own mistakes and or want to fix them. Instead, it prefers to shift responsibility to others (complainants or even those reporting police violence) and wants to intimidate them from further criticism by criminalizing them. This lack of reflection- culture is highly dangerous for citizens’ rights and democracy.

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